KRAMPFSTERN VERKACKTICA


"Die Abenteuer der Krampfstern Verkacktica"

von Marc André Augat
alias Lieutenant Klarlack

Sternzeit 2006,3-4+5
und Sternzeit 2007,5

EPISODE IV


Völlig verkatert wacht Capt. Labello am nächsten Morgen auf seiner Pritsche auf.
Schon schleicht sich auch die Morgenratte verheißungsvoll durch die Laken und kündet davon, dass die Diskussionen über die Flexualität hier an Bord der Krampfstern Verkacktica alles andere als entkrampfend für den depressiongebeutelten Capt. gewesen sind.

„Jetzt wäre ein bisschen Ablenkung von Nöten.“ denkt sich Capt. Labello. „Vielleicht sollte ich meine süße Kollegin Duballa auf der Brücke anfunken – als Kommunikationsoffizier kennt sie sich wenigstens in zwischenmenschlicher Annäherung aus und könnte den verbalen Exzessen der letzten Nacht ein nonverbales aber ansprechendes Finale bereiten.“
Schon hat der seine Bettfunke in der Hand und stellt eine Verbindung zu Lt. Duballa her.
„Du Balla“ haucht er humorig ins Mikrofon „ich könnte etwas Nachhilfe durch Deine sprachliche Gewandheit gebrauchen. Würdest Du bitte zu einer Unterrichtseinheit nonverbaler Ausdrucksformen gegenseitiger Zustimmung in meine Kabine kommen!?“

„Verdammt Labello,“ kommt es genervt vom anderen Ende der Technik zurück „sieht ziemlich mies aus heute, ich habe Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Fieber....“
„Du liebe Güte“ entgegnet Capt. Labello überrascht „Kopfschmerzen, Bauchschmerzen UND Fieber? Das sind ja gleich 3 Krankheiten auf einmal, das geht nun wirklich nicht.“
„Doch“ kommt es schnippisch von Lt. Duballa zurück „das gibt es, aber nur bei Kinderkrankheit, das sind nämlich gleich 3 Krankheiten in einer!“

„So ein Mist! Die Kopfschmerzen hätte ich Dir ja noch weggeflext, Deine Temperatur wäre unter meiner Deckung ohnehin recht schnell gestiegen aber dann auch noch mit Bauchschmerzen zu kämpfen ist wirklich ein starkes Stück – gute Besserung!“ wünschte ihr Capt. Labello, beendete den Funk und legte sich frustriert in seine Koje zurück, um solidarisch zu Lt. Duballa Schokolade in sich hineinzustopfen....bis er Bauchschmerzen bekam.

Währenddessen war Lt.Duballa damit beschäftigt sich den Ursachen ihrer Kinderkrankheit zu widmen. Bäuchlings lag sie wehrlos vor Lt. Klarlack in dessen Kabine und ließ sich durch präzise Schläge und strenge Worte ihre „Kopfschmerzen“ zufügen, während er dabei war mit seinem Termometer ihr Fieber zu messen.
Nun ja im Krieg und in der Liebe ist halt alles erlaubt, und hier trafen gleich mehrere Argumente den Nagel in den Kopf....

Hätte Capt. Labello Kenntnis von dem Treiben seines geschätzten Freundes gehabt, wäre er wohl weniger motiviert mit seinem Vater zum Frustschoppen gegangen. So aber traf er sich mit Com. Erbarmer auf dem Promenadendeck zu einer kleinen Shoppingtour durch das angesagte Okea.
Das Okea war ein für Raumfahrerverhältnisse recht günstiges Einkaufsparadies, das mit seinem billigen Stil und den günstigen Preisen sowohl die spartanische Aura der in Stahl gegossenen kärglichen Quartiere auf der Verkacktica unterstrich, als auch den nicht gerade mit Wohlstand überfrachteten finanziellen Verhältnissen der meisten Crewmitglieder entgegenkam.

So schlenderte nun also Capt. Labello frustriert und über die Existenz sinnierend, seinem Vater in nichts nachstehend durch die Gänge und suchte nach kurzweiliger Befriedigung materieller Bedürfnisse. Wenn schon seine Morgenratte heute wieder einmal nichts zu fressen bekam, so sollte wenigstens sein Ego durch einige sinnlose Erweiterungen seiner optischen Erscheinung ein wenig aufgepeppelt werden.

Gerade schlenderten beide an ein paar frühlingspastellfarbenen plüschummantelten kunststoffgegossenen Glasimmitatvasen vorbei, die es hier im praktischen Dreierpack mit farblich passend zum Plüsch abgestimmten blütenförmigen Flokatiuntersetzern gab, da stieß Com. Erbarmer einen begeisterten schrillen Schrei aus.
„Ach Sohn“ trillierte er übermütig „sieh doch nur einmal!“ Wild fuchtelte er mit der Hand in Richtung Bastelzubehör und einrichtungsunterstützender Maßnahmen. Dort gab es heute eine Sonderfläche mit herrlichen Bilderrahmen in unnötigen Farbvarianten zu abschätzigen Tiefstpreisen.

„Wir könnten unsere Bilder neu einrahmen. Du die Deines längst verstorbenen Bruders Lt. Dreck und ich die meiner lange verschollenen Ehefrau, deren Namen ich gerade völlig vergessen habe.“
Hingerissen von den vielen verschiedenen Farben und Formen der zweifelsohne fast an echtes Glas heranreichenden Plastikbilderrahmen mit flexibler multifunktionaler wir halten auch im Sturzflug noch perfekt Wandmontierungshalterung stöberten Com. Erbarmer und Capt. Labello durch die nie enden wollenden Ramschpalletentürme im Okea Einrichtungscenter.

„Aber Vater“ entgegnete Labello reumütig in Gedanken an seine letzten gestern versoffenen Weltraumcent „wir habe doch erst letzten Monat eine Großpackung Bilderrahmen für unsere Familienkabine gekauft und davon sind immer noch die letzten 2 Dutzend Rahmen ungenutzt und eingeschweißt übrig.“
„Ich bitte Dich Sohn“ kam es leicht entrüstet zurück „letzten Monat gab es doch nur die fast nach Winter eventuell kurz vor Ostern aprilig angehauchten mattblassen recyclemelancholiefarbenen Rahmen – das ist doch kein Vergleich zu diesen phantastischen frühfrühlings spätapriligen heitergetrimmten aufwärtsfarbenen Rahmen!!!! Und sie doch nur wie wundervoll sie zu den Plüschvasen dort drüben passen würden, in die wir die dazu erhältlichen fast authentischen staubabweisenden selbstbeleuchtenden Naturkunstblumen stellen können....“
„Und außerdem“ seine Stimme überschlug sich fast „gibt es heute einen speziellen Vater-Sohn-Familienrabatt. Nehmen wir gleich 6 Rahmen im Set mit passend dazu abgestimmten Vasen und Blumen, dann bekommen wir ein Sechserpack ebenfalls aus echtem Naturplüsch immitierten Eierwärmern gratis dazu – ist das nicht einfach großartig!!!???“

Der Begeisterungsfähigkeit seines Vaters konnte sich Capt. Labello nicht entziehen. So folgte er ihm strahlend, den überdimensionierten galaktischen Welraumschrotteinkaufswagen schiebend zur Kasse, während nur wenige Decks tiefer Lt. Klarlack ekstatisch damit beschäftigt war Lt. Duballa eine weitere „Krankheit“ hin-zuzufügen....


....und die Story findet ihren Weg in den Weiten der Galaxis verrückter Gehirnwindungen hier auf Erden -
willkommen an Bord....


THE END