Der Sichelmond erstrahlt in Macht
Er hat mich niemals ausgelacht
Sein Licht kühl streichelt meine Haut
Wie damals – fremd und doch vertraut

Ich habe die Hölle unter ihm geleckt
Mich weinend in Ascheglut versteckt
Ich habe den Himmel über ihm berührt
Die Welt im Kreis herum geführt
Hab den Narren vermisst, Respekt ersehnt
Mich an Schattenmauern angelehnt
Wurde von Elfenflügeln eng umschwebt
Habe alles zweifach durchgelebt
Meine Wurzeln so tief wichen vor Schmerz
Stoppten die Flüsse des Blutes zum Herz
Verwirrt und vertrocknet mit blauwelken Blättern
Drohte mein Körper zu Boden zu schmettern
Meine Flügel verkrampft vom Hass durchzogen
Wurden tief in den Schmutz hineingesogen
Meine Augen getrübt ein letztes Mal aufgefunkt
Endlich geschafft – willkommen am Nullpunkt

Ich werde von Anfang an beginnen
Neue Lebensfäden spinnen
Stolz meine bunten Flügel pflegen
Sie dem Narr um die Schultern legen
Ein Lächeln in die Welt aussenden
Die Arme gebreitet mit zärtlichen Händen
Zu begrüßen was auch kommen mag
In flimmernder Nacht oder gleißendem Tag
Die Blätter mutig herausgestreckt
Die Wurzeln durchblutet neu aufgeweckt
Mit gütigen Augen umhergeschaut
Mich wiederentdeckt - und mir vertraut



„Nullpunkt“
Marc André Augat
06.01.2004